Spirits-Forum

Welcome, Guest. Please Login or Register
 

Home Help Search Members Login Register
Spirits-Board « Der Papalagi. »


Page Index Toggle Pages: 1
Send Topic Print
Der Papalagi. (Read 134 times)
brahbata
YaBB Administrator
*****
Online


Seeing is believing. I
shape.

Posts: 1.106
In Space and Time.
Gender: male


http://brahbata.space
Der Papalagi.
Feb 21st, 2021 at 4:59pm
 


Der Papalagi


Auszug aus „Der Papalagi“ (gesprochen Papalangi) von Erich Scheurmann.

Papalagi ist die Bezeichnung des Süsseeinsulaner-Häuptlings Tuiavii für Europäer, deren Leben und Kultur er um die Jahrhundertwende des 19. zum 20. Jahrhundert erlebte.


Vom Fleischbedecken des Papalagi


Der Papalagi ist dauernd bemüht, sein Fleisch gut zu bedecken. „Der Leib und seine Glieder sind Fleisch, nur was oberhalb des Halses ist, das ist der wirkliche Mensch“, also sagte mir ein Weißer, der großes Ansehen genoss und als sehr klug galt. Er meinte, nur das sei des Betrachtens wert, wo der Geist und alle guten und schlechten Gedanken ihren Aufenthalt haben. Der Kopf. Ihn, zur Not auch noch die Hände, lässt der Weiße gern unbedeckt. Obwohl auch Kopf und Hand nichts sind als Fleisch und Knochen. Wer im Übrigen sein Fleisch sehen lässt, erhebt keinen Anspruch auf rechte Gesittung.

Wenn ein Jüngling ein Mädchen zu seiner Frau macht, weiß er nie, ob er mit ihm betrogen ist, denn er hat nie zuvor seinen Leib gesehen (Randbemerkung Tuiaviis: Auch später wird es ihn ihm selten zeigen, und wenn, dann zur Stunde der Nacht oder Dämmerung). Ein Mädchen, es mag noch so schön gewachsen sein, wie die schönste Taopou (Eine Dorfjungfrau, Mädchenkönigin) von Samoa, bedeckt seinen Leib, damit niemand ihn sehen kann oder Freude an seinem Anblick nimmt.

Das Fleisch ist Sünde. Also sagt der Papalagi. Denn sein Geist ist groß nach seinem Denken. Der Arm, der sich zum Wurf im Sonnenlichte hebt, ist ein Pfeil der Sünde. Die Brust, auf der die Welle des Luftnehmens wogt, ist ein Gehäuse der Sünde. Die Glieder, auf denen die Jungfrau uns eine Siva (Eingeborenentanz) schenkt, sind sündig. Und auch die Glieder, welche sich berühren, um Menschen zu machen zur Freude der großen Erde – sind Sünde. Alles ist Sünde, was Fleisch ist. Es lebt ein Gift in jeder Sehne, ein heimtückisches, das von Mensch zu Mensch springt. Wer das Fleisch nur anschaut, saugt Gift ein, ist verwundet, ist ebenso schlecht und verworfen als derjenige, welcher es zur Schau gibt. – Also verkündigen die heiligen Sittengesetze des weißen Mannes.

Darum auch ist der Körper des Papalagi vom Kopf bis zu den Füßen mit Lendentüchern, Matten und Häuten umhüllt, so fest und so dicht, dass kein Menschenauge, kein Sonnenstrahl hindurchdringt; so fest, dass sein Leib bleich, weiß und müde wird, wie die Blumen, die im tiefen Urwald wachsen.

Lasst Euch berichten, verständigere Brüder der vielen Inseln, welche Last ein einzelner Papalagi auf seinem Leibe trägt: Zuunterst umhüllt den nackten Körper eine dünne weiße Haut, aus den Fasern einer Pflanze gewonnen, genannt die Oberhaut. Man wirft sie hoch und lässt sie von oben nach unten über Kopf, Brust und Arme bis zu den Schenkeln fallen. Über die Beine und Schenkel bis zum Nabel, von unten nach oben gezogen, kommt die sogenannte Unterhaut. Beide Häute werden durch eine dritte, dickere Haut bedeckt, eine Haut aus den Haaren eines vierfüßigen wolligen Tieres geflochten, das besonders zu diesem Zwecke gezüchtet wird. Es besteht zumeist aus drei Teilen, deren einer den Oberkörper, deren anderer den Mittelleib und deren dritter die Schenkel und Beine bedeckt. Alle drei Teile werden untereinander durch Muscheln (Knöpfe) und Schnüre, aus dem gedörrten Safte des Gummibaumes (Gummibänder) verfertigt, gehalten. Dieses Lendentuch ist zumeist grau wie die Lagune zur Regenzeit: Es darf nie ganz farbig sein. Höchstens das Mittelstück und dies auch nur bei den Männern, die gerne von sich reden machen und den Weibern viel nachlaufen.

Die Füße endlich bekommen noch eine weiche und eine ganz feste Haut. Die weiche ist zumindest dehnbar und passt sich dem Fuße schön an, umso weniger die feste. Sie ist aus dem Felle eines starken Tieres, welches so lange in Wasser getaucht, mit Messern geschabt, geschlagen und an die Sonne gehalten wird, bis es ganz hart ist. Hieraus baut der Papalagi dann eine Art hochrandiges Canoe, gerade groß genug, um einen Fuß aufzunehmen. Ein Canoe für den linken und eines für den rechten Fuß. Diese Fußschiffe werden mit Stricken und Widerhaken fest am Fußgelenk verschnürt und verknotet, sodass die Füße in einem festen Gehäuse liegen wie der Leib einer Seeschnecke. Diese Fußhäute trägt der Papalagi von Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang, er geht darin auf Malaga (Auf Reisen) und tanzt darin, er trägt sie, und ob es auch heiß sei wie nach einem Tropenregen.

Weil dies sehr unnatürlich ist, wie der Weiße wohl merkt, und weil es die Füße macht, als seien sie tot und begännen bereits zu stinken, und weil tatsächlich die meisten europäischen Füße nicht mehr greifen oder an einer Palme empor klettern können – deshalb sucht der Papalagi seine Torheit zu verbergen, indem er die Haut dieses Tieres, die an sich rot ist, mit viel Schmutz bedeckt, welchem er durch viel Reiben Glanz verleiht, sodass die Augen die Blendung nicht mehr vertragen können und sich abwenden müssen.

Auch die Frau trägt gleich dem Manne viele Matten und Lendentücher um den Leib und Schenkel gewunden. Ihre Haut ist davon bedeckt mit Narben und Schnürwunden. Die Brüste sind matt geworden und geben keine Milch mehr vom Druck einer Matte, die sich vom Hals bis zum Unterleib vor die Brust bindet und auch auf den Rücken; einer Matte, die durch Fischknochen, Draht und Fäden sehr hart gemacht ist. Die meisten Mütter geben daher auch ihren Kindern die Milch in einer Glasrolle, die unten geschlossen ist und oben eine künstliche Brustwarze trägt. Es ist auch nicht ihre eigene Milch, sondern die von roten, hässlichen, gehörnten Tieren, denen man sie gewaltsam aus ihren vier Zapfen am Unterleib entzieht.

...

Back to top
 

We are not human beings having a spiritual experience - we are spiritual beings having a human experience.
So, I've decided to take my work back on the ground, to stop you falling into the wrong hands.
Life is a videogame. Reality is a playground. It's all about experience and self-expression.
ZEN is: JOYFULLY walking on a never-ending path that doesn't exist.
They tried to bury us. What they didn't know - we were seeds.
Ideally, we get humble when we travel the Cosmos.
After school is over, you are playing in the park.
Although, life is limited - Creation is limitless.

Fuck you Orion, Zetas and your evil allies.

Seeing is believing. I do. *I shape*.
'EARTH' without 'ART' is just 'EH'.
Best viewed with *eyes closed*.
Space. It's The final Frontier.
Real eyes realize real lies.
Creator and Creation.
We are ONE.
I AM.

...
WWW  
IP Logged
 
Page Index Toggle Pages: 1
Send Topic Print

Spirits-Board » Powered by YaBB 2.5.2!
YaBB Forum Software © 2000-2024. All Rights Reserved.