Manipulation durch Sprache.

allo

einem aktuellen Studienergebnis von heute nach, sind 30% der deutschen Jugendlichen (Umfrage unter 30.000 Neuntklässlern) Ausländern gegenüber abneigend bis feindlich gesinnt.

Eines der wichtigsten Bücher, welches ich als Kind aus dem Bücherschrank meines Vaters war "Wie lügt man mit Statistik". In diesem Buch stand als Kernthese: Traue keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast.

Prof. Schwarze aus Göttingen war dann später an der Universität einer meiner (schriftlichen) Lehrer. Er erklärte anschaulich, dass man einen statistischen Zusammenhang (Korrelation) zwischen der Population der Weißstörche in Niedersachsen und der Geburtenrate von kleinen Kindern herstellen könne. In dem Maße, wie die Population der Weißstörche zunahm (Zeitraum etwa 10 Jahre), nahmen ebenfalls die Geburten in Niedersachsen zu. Dieses Beispiel brachte er in seinen Büchern Statistik I + II für Wirtschaftswissenschaftler, um auf die Problematik unfeiner statistischer Erhebungen hinzuweisen.

Nun.

Betrachtet man obige Aussage, dass 30% der deutschen Jugendlichen in der neunten Klasse schlicht ausländerfeindlich seien, erhebt sich in mir die Frage (und Klage), warum dies heute tagein/tagaus mir im Radio entgegendudelt, im TV gesendet wird und jede landläufige Gazette sich diese Erhebung zum Thema nimmt.

Wie wäre es mit der - zahlenmäßig korrekten, aber sprachlich diametral anders formulierten - Gegenaussage?



Dieselben Zahlen, andere Worte. Und somit ein völlig anderes Empfinden im Leser/Hörer.

Ich möchte uns alle dazu aufrufen, kritisch und sehenden Auges durch die Welt zu schreiten und achtsam hinsichtlich möglicher Manipulationsversuche anderer uns gegenüber zu sein. Ich persönlich nutze weite Strecken meines Alltags dazu, bequem auf dem Bett zu liegen und in Gedanken Revue passieren zu lassen, was mir an Impulsen, Gedanken und Gefühlen so den Tag über begegnet ist. Zugegeben: Nicht jeder hat die Zeit dafür. Aber, wenn man diese Form der (Selbst-)Reflexion betreibt, fällt es einem vielleicht leichter, die Spreu vom medialen Weizen zu trennen.

Bleiben wir uns also selbst treu - und bleiben wir aufmerksam